Verkündigung des Herrn
Datum: 25. März 2025Zeit: Ganztägig
Neun Monate vor der Feier der Geburt des Herrn am 25. Dezember erinnern die christlichen Kirchen an die biblische Überlieferung, dass der Engel Gabriel Maria die Botschaft von Gott überbracht habe, sie werde jungfräulich ein Kind empfangen. Die kirchlichen Kalender folgen also der natürlichen Beobachtung, dass eine Schwangerschaft einer Frau idealtypisch neun Monate andauern sollte. Diese Verkündigung an Maria (Annuntiatio Domini) ist in der christlich beeinflussten Kunst über Jahrhunderte hinweg immer wieder bildhaft dargestellt und interpretiert worden. Im Glockengeläut christlicher Kirchen werden die Gläubigen darüber hinaus drei Mal am Tag (um 06.00 Uhr, um 12.00 Uhr und um 18.00 Uhr) dazu eingeladen, das Gebet des „Engel des Herrn“ (= Angelus-Gebet) zu beten, in dem ebenfalls an diese Ankündigung der Geburt Jesu an Maria erinnert wird.
Religionsgeschichtlich greift das christliche Fest an biblische Narrative des biblischen Israels an, nach der beispielsweise Sara, die Frau Abrahams, von drei Männern, die in der Regel als Engel des Herrn (christlich auch als die drei Personen der göttlichen Trinität) gedeutet werden, angekündigt wird, dass sie trotz ihrem hohen Alter ein Kind – nämlich Isaak – gebären werde.
In der Rezeption dieses christlichen Narratives hat sich eine interessante Interaktion zwischen den drei monotheistischen Religionen ergeben: Während christliche Texte die Prophezeiung des Jesaja, dass die „Jungfrau“ ein Kind gebären werde, auf Jesus bezogen, wiesen jüdisch-rabbinische Schriften einen solchen Bezug zurück. Der Koran allerdings kennt ebenso, wie das Christentum, das Narrativ von einer jungfräulichen Geburt Jesu. Er rezipiert insofern eher die christliche Auslegung der Schrift, deutet Jesus allerdings – im Unterschied zu den christlichen Texten – nicht als Sohn Gottes, sondern als einen von Gott gesandten Propheten.