Pfingstsonntag

50 Tage nach dem Ostersonntag feiern die christlichen Kirchen die Herabkunft des Hl. Geistes auf die Apostel, der sich auf ihnen in der Gestalt von „Zungen wie Feuer“ niederlässt – weshalb beispielsweise der römische Ritus den Tag als den „Geburtstag“ der Kirche feiert. Damit erfüllt sich nach der Überlieferung der neutestamentlichen Schriften die Ankündigung Jesu aus dem Johannesevangelium, dass er nach seiner Himmelfahrt einen „Beistand“ senden werde. Waren die 40 Tage vom Ostersonntag bis zu Christi Himmelfahrt daher auf den auferstandenen Herrn konzentriert, so beschließt der Pfingstsonntag nicht nur den 50tägigen Osterfestkreis, sondern leitet auf die Memoria an das Wirken des Hl. Geistes in der Kirche sowie in der gesamten Schöpfung über.

Religionsgeschichtlich setzt der römische Ritus durch die Erzählung, dass die in Jerusalem versammelten Apostel auf einmal alle Sprachen der damals bekannten Welt sprechen konnten, nachdem der Geist Gottes auf sie niedergekommen war, in einen Gegensatz zu dem Narrativ vom Turmbau zu Babylon, bei dem Gott die eine den Menschen bekannte Sprache in verschiedene Sprachen zerstreut habe, um zu verhindern, dass die Menschen einen Turm errichten, der bis in den Himmel reicht.

Es erscheint wahrscheinlich, dass das christliche Fest das jüdische Fest Schawuot, mit dem die Angehörigen des biblischen Israel 50 Tage nach Pessach an die Offenbarung der Tora erinnert haben, mit einer neuen Bedeutung überformt hat: nämlich mit der Entsendung des Hl. Geistes, der nach christlichem Verständnis in allen Menschen – unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit – wirkt und es ihnen ermöglicht, Gott zu erkennen und ihr Leben auf den Schöpfer hin auszurichten.