Jom Kippur

9. Tischri – 10. Tishri 5786

Wenn wir jemanden „zum Sündenbock machen“ oder „in die Wüste schicken möchten“ verweisen wir zumeist unwissentlich auf den biblischen Hintergrund des Jom Kippur. Denn der Hebräischen Bibel zufolge sollte der Hohepriester an diesem Tag die Sünden der Kinder Israels symbolisch auf den Kopf eines Ziegenbocks legen und ihn die Wüste schicken. Dieser Tag war der einzige Tag, an dem der Hohepriester das Allerheiligste betreten durfte, um für das Volk die Vergebung der Sünden zu bewirken.

Der Jom Kippur wird als Versöhnungstag bezeichnet, weil er einmal im Jahr Versöhnung zwischen dem Menschen und Gott erwirkt und der Mensch dadurch von seinen Sünden gereinigt wird. Zwar befreit der Jom Kippur von Sünden gegen Gott, jedoch von Sünden gegen den Nächsten erst, nachdem die geschädigte Person um Verzeihung gebeten worden ist. In dem mittelalterlichen Lied „U-Netane Tokef“ wird der Tag auch als Tag des Gerichts hervorgehoben: „Es ist wahr, dass Du derjenige bist, der richtet und tadelt, der alles weiß und Zeugnis ablegt, der aufschreibt und versiegelt, der rechnet und zählt. Du erinnerst Dich an alles, was vergessen ist. Du öffnest das Buch der Aufzeichnungen, und alles wird daraus gelesen. Darin liegt die Unterschrift eines jeden Menschen.“

So gilt der Jom Kippur als der heiligste und höchste Feiertag des Jahres. Er wird als strenger, eintägiger Buß- und Fastentag begangen. Essen, Trinken, Arbeiten aller Arten  und Intimität sind verboten. Der Gottesdienst erstreckt sich über den gesamten Tag und wird von zahlreichen, verschiedenen Gebeten und Sündenbekenntnissen geprägt. Die Farbe Weiß dominiert diesen Tag, um die besondere Heiligkeit und Reinheit hervorzuheben.