Heiliger Abend

Das christliche Kirchenjahr kennt zwei herausragende Festkreise: Den Oster- und den Weihnachtsfestkreis. Mit dem einen erinnern Christinnen und Christen an Tod und Auferstehung Jesu, in dem anderen an seine Geburt und Menschwerdung. Weihnachten ermahnt die Gläubigen allerdings auch dahingehend, dass der auferstandene Herr am Ende der Zeiten wiederkehren werde (Apg 1,11), weshalb das Fest beide zeitliche Perspektiven miteinander vereint. Während der Ostertermin sich nach dem Beginn des Frühlingsvollmondes richtet und deshalb flexibel ist, begehen die christlichen Kirchen das Fest der Geburt des Herrn seit dem Jahr 336 überwiegend am 25. Dezember, an dem die Römer das Fest des unbesiegten Sonnengottes feierten (natale solis invicti), welches sie christlich umdeuteten. Da den eigentlichen Festtag insofern der 25. Dezember darstellt, endet am 24. Dezember, liturgisch gesehen, die in den verschiedenen christlichen Traditionen unterschiedlich lang ausgeprägte Vorbereitungszeit auf das Fest. In Anlehnung an die Überlieferung aus Lk 2,8, dass die Hirten „Nachtwache bei ihrer Herde“ hielten, als der Engel ihnen die Menschwerdung Gottes verkündete (Lk 2,9-15), führen die Nachtwachen dieses Tages lediglich in den Festtag hinein, der in den Morgenstunden in der Eucharistiefeier zur Geburt des Herrn seinen Höhepunkt erreicht. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass im römischen Ritus noch am Abend des 24. Dezember die Ankündigung der Geburt Jesu an Josef (Mt 1,8-25) gelesen wird. Dennoch finden im deutschsprachigen Raum häufig die liturgischen Feiern für Kinder bereits am Nachmittag des 24. Dezember statt. Ebenso hält es die evangelisch-lutherische Liturgie, die für diesen Abend ihre Christvesper vorsieht. Deshalb gibt es im deutschen Sprachraum – im Gegensatz zu anderen Ländern wie Großbritannien oder den Vereinigten Staaten – die Weihnachtsgeschenke für die Kinder meistens bereits am 24. Dezember.