Beschneidung des Herrn
Datum: 1. Januar 2025Zeit: Ganztägig
In den letzten Jahrzehnten wird wieder stärker hervorgehoben, dass Jesus von Nazareth in eine Familie hineingeboren worden ist, die den religiösen Vorschriften des biblischen Israel seiner Zeit gefolgt ist. Zu diesen religiösen Vorgaben gehörte, dass ein Knabe sieben Tage nach seiner Geburt beschnitten werden sollte – als Zeichen des Bundes, den Gott nach der biblischen Überlieferung mit Abraham geschlossen hat. Folglich berichtet das Lukasevangelium davon, dass auch Jesus als Knabe beschnitten worden sei.
In Erinnerung an diese biblische Überlieferung feiern verschiedene christliche Traditionen daher am siebten Tag nach der Geburt des Herrn am 25. Dezember das „Fest der Beschneidung des Herrn“ (Circumcisio Domini) – beispielsweise orthodoxe Kirchen der byzantinischen Tradition, die Anglican Community oder katholische Ostkirchen. Angesichts der jüngsten Debatte um den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland hat der katholische Theologe Jan-Heiner Tück aus Wien im Jahr 2021 die katholische Kirche dazu aufgefordert hat, das Fest wieder in den römischen Kalender einzuführen, aus dem es in der Folge der Liturgiereform, die durch das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen worden ist, gestrichen worden ist. Diesen Vorschlag hat der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Rainhard Kardinal Marx, aufgegriffen und nach Rom weiterleitet. Von dort ist bisher allerdings noch keine Reaktion erfolgt.
Das „Fest der Beschneidung des Herrn“ stellt das zweite Fest innerhalb des Weihnachtsfestkreises dar, mit dem an die jüdischen Wurzeln Jesu und seiner Familie erinnert wird. Die Erinnerung an die Geburt des Herrn am 25. Dezember scheint im 4. Jh in Rom aufgekommen zu sein, wo der Festtag wahrscheinlich den Kult des Sonnengottes zur Zeit der Wintersonnwende christlich überformen sollte. Seinen Abschluss findet der Weihnachtsfestkreis mit dem Fest der „Darstellung des Herrn im Tempel“ am 2. Februar.